28. SONNTAG im Jahreskreis
Lesungen: Jesaja (5,1-7)
Matthäus (22,1-14)
Von einem Festmahl ist die Rede, sowohl in der ersten Lesung als auch im Evangelium. Heutzutage haben wir so viele Festmähler, dass es uns nicht mehr „vom Hocker reißt“. Wir sind übersättigt. Für die biblischen Menschen, hauptsächlich Nomaden in der kargen Wüste, war das anders. Ein Festmahl war immer ein Symbol, ein Höhepunkt der Freude und Glückseligkeit. Deswegen hat der Prophet Jesaja seine Vision von unserer endgültigen Zukunft bei Gott mit Hilfe dieses Bildes beschrieben: Gott wird ein Festmahl geben, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen. Alle Trauer wird weggenommen. Sogar den Tod wird es nicht mehr geben. Gott wischt die Tränen ab von jedem Gesicht.
Im Grunde genommen wird hier das Paradies beschrieben, das es nicht am Anfang der Menschheit gegeben hat (wie es in der falsch verstandenen Schöpfungserzählung der Bibel angedeutet wird) sondern am Ende, in der Zukunft. Wenn wir die Ergebnisse der Wissenschaft ernst nehmen (und wir haben keinen Grund, das nicht zu tun), dann war die Menschheit nicht auf einmal, in ihrer jetzigen Gestalt, da, sondern sie hat sich aus Vorformen des Menschseins, ja sogar aus dem Tierreich entwickelt. Den vollkommen harmonische, paradiesischen Menschen hat es in der Vergangenheit nicht gegeben, sondern - und das ist nun auch die Botschaft des Propheten - der Mensch entwickelt sich dorthin, auf Einladung von Gott. Das Paradies ist unser von Gott bestimmtes Ziel und nicht der anfängliche Zustand, aus dem die Menschen aus „Ungehorsam gegen Gott“ vertrieben worden wären.
Unser Gott, von dem der Prophet Jesaja redet und mit dem Jesus uns noch auf noch verstärktere Weise bekanntmachen will, ist ein Gott, der für die Menschen das Wohl will, der unser irdisches Leben heimführen will zum paradiesischen Zustand. Alle, gerade auch diejenigen, denen es in diesem Leben nicht gut geht, und sogar die „Bösen“ sind von Gott eingeladen. Gott ist ein wohlwollender Gott. Deshalb will er keinen draußen lassen, verloren gehen lassen... „Holt die Armen, Schwachen, Versager und Nichtsnutze, Geschädigte und Ausgebeutete, Leidende und Unterdrückte, Unzufriedene und Geschundene, den ihr auf de Straße begegnet ...“ Gott hat für alle Platz, die zu ihm kommen wollen. Deswegen hat er uns Jesus gesandt, um uns den Weg dorthin zu weisen.
Jeder hat aber den freien Willen, sich Gott zu entziehen. Es gibt auch so viele Ausreden, die uns von Gottes Einladung fernhalten: „Ich habe auf dem Feld zu tun“; „Ich habe ein Geschäft, einen Beruf, ich habe... Wie viele Ausreden gibt es nicht, um sich nicht auf Gott einzulassen, sich mit ihm zu beschäftigen, seinen Ruf zu beantworten! „Prüft euch", meint Jesus, „ob ihr die richtigen Prioritäten habt. Prüft euch, wie ihr mit dem Liebesangebot Gottes umgeht.“
Uns gilt diese Einladung, nicht nur als zukünftige Vision, sondern schon jetzt. Heute ist der Tag, auf diese Einladung zu antworten und alles dafür zu tun, dass Gottes Reich sich verwirklicht und dass wir dazugehören. Es geht um das Reich Gottes, das hier und jetzt schon angefangen hat, wie Jesus meint. Aber Gott erwartet auch etwas von uns: Wir sollen das richtige Gewandt anziehen, das bereit liegt. "Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es”, hat der verstorbene Gründer der Taizé-Bewegung einmal gesagt.
Als Christen glauben wir an eine endgültig erfüllende Zukunft mit Gott. Das lässt uns jetzt schon mit Hoffnung und Zuversicht leben. Mit dem einen Gast, der bei Jesus dabei war, können wir sagen: „Was für ein Glück muss das sein, in der neuen Welt Gottes zum großen Fest eingeladen zu werden!“ Nur sollten wir nicht immer wieder dort, wo es schwierig wird, nach Ausreden suchen, um nicht im Sinne Gottes leben und handeln zu müssen, und Gott so aus dem Auge zu verlieren, so zu leben, als ob es ihn nicht gäbe. Was Jesus sagt, trifft auch auf unsere Zeit zu: „Viele sind eingeladen, aber nur wenige wollen an Gottes großem Fest teilnehmen.“